Sure 14: Abraham
Manchmal schimmert aus den Worten des Koran etwas von älteren Worten der Bibel durch, die den frommen Zeitgenossen des Propheten damals sicherlich geläufig waren und die vom Koran ja als frühere Weisungen Gottes anerkannt werden. So ist es im 29. Vers dieser Sure, in der das bekannte Bild des Paradieses (durcheilt von Bächen) um ein ebenso bekanntes Bild aus dem ersten Psalm ergänzt wird: ein gesunder Baum gepflanzt an Wasserbächen (Psalm 1,3).
Meine Henning-Übersetzung verweist in einer Fußnote auf die Gleichheit der beiden Stellen. Sie zeigt sich am stärksten in den Worten der seine Frucht bringt (Vers 30 der Sure, Vers 3 des Psalms). Sie endet allerdings beim Subjekt des Satzes: während es es im Psalm der Mann ist (ha isch), bezieht sich der Koran auf ein Wort (kalimatin), welches schließlich aber, wenn es gut ist wie der Baum, ebenfalls auf die gläubigen Menschen wirkt, indem es sie festigt.
Einen Unterschied gibt es auch bei der Frucht. Im Koran wird sie vom Baum jederzeit hervorgebracht, im Psalm nur dann, wenn seine Zeit, die Reifezeit des Baumes herangekommen ist. Im Hebräischen steht hier das schöne kleine Wort eth, welches sich als zentraler Begriff auch in der berühmten Aufzählung Alles hat seine Zeit im Buch des Predigers Kapitel 3 findet.
Die Einleitung dort im Kohelet beginnt mit einem anderen Wort für Zeit, wörtlich heißt es: Für alles eine Zeit (seman*) und ein Zeitabschnitt (eth) für jedes Begehren unter dem Himmel. (Prediger 3,1)
Daß der Koran an dieser Stellemit dem Wort jederzeit die feine Spannung aufhebt, die dadurch entsteht, daß nicht immer und überall die Zeit für etwas da ist, hier die Zeit der Früchte, scheint mir nicht untypisch zu sein. Der Koran bezeugt einen allmächtigen Gott und redet zu tatkräftigen, gelegentlich ungeduldigen Gläubigen, ich schrieb gestern darüber.
Aber die fehlende, die unpassende Zeit macht schließlich die Dinge bemerkenswert und schön, wenn sie dann endlich doch eintreten. So sagt es mir mein Christenherz.
Unvergessen ist, daß Prediger 3 auch der Text eines berühmten modernen Liedes geworden ist:
To everything
Turn, Turn, Turn
There is a season
Turn, Turn, Turn
And a time for every purpose, under Heaven
Pete Seeger hat es in den 50ern komponiert, indem er den Text der King James und das geniale Wort season daraus übernahm, die Byrds haben 1965 einen Welthit aus dem Lied gemacht.
*Anklänge an das Zaman der Türken, eine große Zeitung heißt dort "Zaman", Die Zeit.
Samstag, 23. August 2008
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