Dienstag, 26. August 2008

Himmlischer Trost

Sure 15: Al-Hidschr

Das Volk aus dem Tal Al-Hidschr bei Medina ist ein im Koran mehrfach erwähntes Beispiel für ungläubige Menschen aus Mohammeds geographischer Nachbarschaft. Nachdem sich ihre geistigen Verwandten, die zahllosen Ungläubigen in den ersten Suren, in einer sicherlich auch für Moslems entmutigenden und ermüdenden Häufigkeit gezeigt haben, bekommt ein Teil von ihnen einen Namen und eine historische Gestalt: die Menschen aus Al-Hidschr, dem steinigen Tal, das Volk, wie man weiter hinten im Koran lesen kann, der Thamud.

Sie zeihen den Propheten nicht nur der Lüge, sie vergehen sich auch an seiner Kamelstute, schneiden ihre Fesseln durch oder töten sie sogar (ich fand hierzu zwei Lesarten).

Mohammed benötigt angesichts der Widerwärtigkeiten einen Trost, schreibt der Kommentar von Searchtruth, der wird ihm nun in einigen Stücken der Sure tatsächlich zuteil. Vielleicht hat es ihm ebenso wie mir gefallen (der Vergleich sei verziehen!), die Stelle zu lesen, wo den Gläubigen beim Betreten des Paradieses gesagt wird:

Tretet hinein in Frieden und Sicherheit!
Und wir wollen hinwegnehmen,

was an Groll in ihren Herzen sein mag;
brüderlich sollen sie
auf Ruhesitzen einander gegenüber sitzen.
(Vers 46 und 47)

Der Glaubende kann also unter Umständen mit einem Groll im Herzen im Himmel ankommen, der auch beim Anblick ewiger Schönheit nicht sofort verschwindet, sondern erst durch Gott selbst hinweggenommen werden muß.

Mich erinnert das an die Predigt eines alten Pastors im Oberbergischen, die sich mit Worten vom Ende der Bibel beschäftigte, ebenfalls über den Eingang ins Paradies:

Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen,
und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei
noch Schmerz wird mehr sein.
(Offenbarung 21,44)

Der Pastor sagte dazu: wir kommen also möglicherweise mit Tränen in den Augen im Himmel an.

Und ich ergänze frei: möglicherweise auch mit einem Rest an Groll im Herzen.

Heute ist Karl Pickhardt, einer der besten Freunde meines Schwagers und meiner Schwägerin und auch mir ein lieber Weggefährte, 61jährig an Krebs gestorben, im Glauben an ein Paradies. Daß man ihm dort die Tränen abwischen und den Groll wegnehmen wird, das ist ein Gedanke, der ihm gefallen hätte. Daß er am Abend seines Todes in einem Koran-Blog erwähnt werden würde, daran hätte er sich gewöhnen müssen. Karl trug gelegentlich auch Vorbehalte mit sich herum, Groll, wie wir alle.

Keine Kommentare: