Mittwoch, 13. August 2008

Wenn einer umkehrt

Sure 9: Die Reue

Ob eine Hinwendung zum Glauben echt ist oder nicht, das kann in einer Gesellschaft mit scharfen religiösen Grenzen eine Frage auf Leben und Tod sein. Der Feind von früher, der seine Glaubensdifferenzen mit mir aufgibt, kann das nur zum Schein tun und mir dann bei Gelegenheit in den Rücken fallen.

Entsprechend ausführlich wird auch in dieser Sure - immer noch im historischen Umkreis der Schlacht von Badr - darüber Rat erteilt, wie man mit Freund und Feind und auch, wie man mit einem reumütigen Feind umgehen soll. Gott ist barmherzig mit ihnen allen, aber Vorsicht scheint trotzdem geboten zu sein.

Zwischen den verschiedenen Formen des Unglaubens wird unterschieden, wobei die Polytheisten der Dschehennah am nächsten sind. Und schlimm ist die Fahrt dorthin (3:156).

Für die Juden gibt es noch Hoffnung, Umkehr vorausgesetzt. Sie glauben wie die Muslime an nur einen Gott, auch wenn sie wie die Polytheisten die Tendenz haben, diesem einzigen Gott Gefährten an die Seite zu stellen, etwa den Messias zu Gottes Sohn zu erklären und ebenso einen Mann namens Esra (eine rätselhafte Stelle, 9: 30). Den Juden wird sogar vorgeworfen Rabbinen und Mönche (31) als Herren neben Gott zu stellen, die fressen das Gut der Leute unnütz (34).

Eine schöne Stammverwandtschaft gibt es beim Wort für die Gegenwart Gottes - als Schechinah berühmt in den Erzählungen der Chassiden (Martin Buber), als Sakina in dieser Sure (26) ähnlich gebraucht. Die englischen Koranübersetzer wählen an dieser Stelle calmness, tranquillity and reassurance, was in einem gewissen Gegensatz zu den Heerscharen steht, die in gleicher Weise als von oben herab gesendet beschrieben werden.

Im Hebräischen heißt sch-ch-n zunächst nur "sich niederlassen". Das Verb kommt in einem schönen Psalmwort vor, dort auf einen fliehenden, fliegenden Menschen bezogen:

Nähme ich Flügel der Morgenröte und ließe mich nieder (ä'schechenah) am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen. (Psalm 139,9)

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