Montag, 4. August 2008

Viel Volk unter einem einzigen Dach

3. Sure: In Imrans Haus

Das Haus des Imran, welches der dritten Sure seinen Namen gibt, ist mit Menschen gefüllt, die alle auch in der Bibel vorkommen. Dort werden sie aber doch recht unterschiedlich zugeordnet, das kann man nicht übersehen, bei aller Liebe.

Imran / Amram ist der Vater des Mose und damit gleichzeitig auch der Vater von dessen legendärer Schwester und Mitstreiterin Miriam, die hier als Maryamu / Maria vorgestellt wird, der Mutter Jesu. In dieser Personengleichheit wird also ein Sprung über 1000 Jahre gemacht. Gleichzeitig wird die auch in der Bibel berichtete Verwandtschaft zwischen Jesus und Johannes dem Täufer insofern kurzerhand vereinfacht, als auch Mutter des Täufers, Elisabeth, und sein Vater Zacharias zu Imrans Haus gezählt werden, Jesus und Johannes sind also direkte Vettern.

Über Jesus werden zwei Begebenheiten berichtet, wie sich nicht in den vier Evangelium, wohl aber in außerbiblischen Quellen finden: er hat schon in der Wiege gepredigt und er hat, gerade wie Gott zu Beginn der Schöpfung es mit dem Menschen getan hat, einem Vogel aus Ton Leben eingehaucht.

Alle diese klaren Zeichen halten aber erneut die Menschen nicht davon ab, in den Unglauben zu verfallen. Gleich zu Beginn der dritten Sure wird auch eine eigenartig offene Erklärung dafür gegeben: das von Gott gegebene Wort enthält auch dunkle Verse (Übersetzung Henning, Reclam), bzw. verschieden zu deutende (Übersetzung Gutenberg). Nicht alle Menschen verstehen sie, und gerade diejenigen, die von Natur aus auf Zwist und Spaltung aus sind, werden dadurch auf falsche Wege geleitet. Eigentlich ist Abraham der Stammvater aller Gläubigen (60), aber daran halten sich die Spalter nicht.

Von diesen Spaltern wird nun ausgiebig berichtet, wobei die kundigen Leser des Korans an vielen Stellen die Konflikte, Kämpfe und militärischen Auseinandersetzungen wiedererkennen, die Mohammed in seinem Leben auszustehen hatte. Wenn ich das, was ich im Internet über Mohammeds Geschichte gelesen habe, richtig deute, dann ist der Koran gleichzeitig auch die wichtigste Quelle für das zeitliche Geschehen zwischen 610 dem Jahr der ersten Offenbarung des Koran und 632, dem Todesjahr Mohammeds.

Vermutlich muß man in einer Art von Zirkelschluß den Koran aus der Geschichte Mohammeds verstehen und Mohammeds Geschichte aus dem Koran. Ohne diese Geschichte bleibt in Sure 3 viles fremd, was über die konkreten Anforderungen an die Kämpfer im Heere Mohammeds gesagt wird. Sie haben sich in verschiedenen Situationen als tüchtig erwiesen, sind in anderen zurückgewichen, haben geglaubt und gezweifelt, sind Mohammed gefolgt und in den Rücken gefallen.

Den Getreuen wird immer wieder das Paradies versprochen und immer wieder ist die schöne Redewendung zu finden, daß dort Gärten, durcheilt von Bächen (Übersetzung Henning) zu finden sind.


Inhaltsübersicht Sure 3

1 - 29 das Buch kommt, trifft auf Glauben und Unglauben
30 – 53 Die Zeugen der jüdischen und christlichen Traditionen von Adam über Noah zu Jesus
54 – 96 Streit über Glauben und Unglauben im „Volk der Schrift“, Einigkeit in der gemeinsamen Wurzel Abraham, der weder Jude noch Christ war (60)
97 – 116 Rede an die Glaubenden
117 - 200 Niederlage in der Schlacht am Berge Ohod, Verhalten im Kampf, Regeln für den Tribut, den ein geschlagener Feind leisten muß

Besondere Stellen

12 Eine der Vorlieben des Menschen: Rassepferde
30 Das Haus Imrans
42 Maria gebiert als Jungfrau – aber durch ein Wunder Gottes, nicht durch die körperliche Berührung durch den heiligen Geist
43 Jesus erschafft einen Vogel
73 Ein Prophet darf sich nicht neben Gott stellen, auch Jesus nicht
114 keine Freundschaft mit den Ungläubigen
125 und 126 weitere Beispiele für typische „Vielleicht“-Aussagen
182 Das Leben als ein trügerischer Nießbrauch
194 Gärten, durcheilt von Bächen

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