Montag, 1. September 2008

Meine besten Wünsche zum Ramadan



Lieber Herr Öztaş,

vielleicht mache ich Ihnen eine Freude, wenn ich Ihnen zum heutigen Beginn des Ramadan einen von mir ausgesuchten Vers aus einer Sure schicke und Ihnen etwas dazu schreibe. Als Christen grüßen wir uns häufig mit Bibelversen untereinander, warum sollte etwas Ähnliches nicht auch über die Grenzen der Religionen Freude bereiten?

Für Sie ist dieser Monat ja gleichbedeutend mit einem spirituellen Weg, in dem Sie sicherlich auch Teile des Korans neu lesen und erleben werden. Hier ist aus meinem gestrigen Leseabschnitt, der Sure 18 (Die Höhle), der Vers 110:

Sprich: "Ich bin nur ein Mensch wie ihr, doch mir ist es offenbart worden, daß euer Gott ein einiger Gott ist."

Vor Jahren habe ich das Buch eines Mannes gelesen, der die großen geistigen Leistungen derjenigen Menschen beschrieben hat, die gegen die Verlockungen des Polytheismus den Glauben an den Einen Gott hochgehalten haben. In seinem Buch erzählt der Autor die ersten Kapitel der Bibel so nach, wie sie ein Polytheist sehen würde - ein Lichtgott, der die Menschen erschafft, ein Finsternisgott, der sie verführt, eine Urschlange, die die Sintflut herbeiführt etc. Und er sagt: das alles ist eine sehr einfache Geschichte!

Schwierig wird es dagegen, sagt er dann, sich die Welt als Schöpfung eines einzigen Wesens vorzustellen, welches eine Reihe von Grundwidersprüchen der Schöpfung als Person in sich vereint und sagt: hinter dem allen steht nur einer, ich allein.

Gott in seinen vielen Gestalten zu sehen und ihn trotzdem als den Einen zu erkennen, das ist schwer. Aber es ist gleichzeitig eine ewige Einladung an jeden Menschen, auch die Widersprüche der eigenen Person ins Auge zu fassen und sie miteinander zu versöhnen.

Wie Sie sicherlich wissen, steht seit Wochen das Buch von Richard David Precht "Wer bin ich - und wenn ja wie viele?" an der Spitze der Bestsellerliste. Man könnte den Titel als Verführung zum Polytheismus verstehen - wenn ich mich selbst als "Viele" verstehe, wie kann ich Gott dann noch als Einen begreifen? Man kann aber auch sagen - und daß ist jetzt mein Wunsch für Sie für diesen Ramadan 2008: daß uns der Spiegel des e i n e n Gottes vorgehalten wird, damit wir in den Widersprüchen unserer eigenen Existenz, in der Gefahr, v i e l e zu sein, ebenfalls dazu gelangen e i n Mensch zu werden.

Liebe Grüße, die besten Wünsche
Ihr Christian Runkel

1 Kommentar:

Peter Oberschelp hat gesagt…

Bibel und Koran

Sofern hinter dem Projekt der sorgfältigen Lektüre eines gläubigen Christen auch so etwas wie der friedliche Wettstreit der Religionen zu sehen ist, soll eine salomonische, oder, da Salomon womöglich als befangen zu gelten hat, eine hypersalomonische Instanz zum Schiedsspruch aufgerufen werden, die Bolschaja Sowjetskaja Enciklopedija aus dem Jahre 1952.

B: Biblija

Das „heilige Buch“ der Juden und Christen. Es folgt eine Erklärung der Aufteilung in Altes und Neues Testament. In Wahrheit sind sowohl Moses als auch Christus mythologische Gestalten. Der Inhalt der Bibel ist bestimmt von Widersprüchen und Albernheiten und bietet einen derart reichen Boden für Zweifel, daß im Mittelalter die Katholische Kirche mit Ausnahme des Klerus allen die Lektüre verboten hatte. Die Bibel wird von den kirchlichen Organisationen und den ausbeuterischen Klassen in reichem Maße genutzt, um das Bewußtsein der Werttätigen zu verdunkeln und die Klassengegensätze zu verewigen.

K: Koran

Das grundlegende muselmanische „heilige Buch“, eine Sammlung religiös-dogmatischer, mythologischer und juristischer Texte. Dann die Entstehungsgeschichte. Abschließend: Der Koran wird von den ausbeuterischen Klassen und vom reaktionären muselmanischen Klerus als Instrument des Betrugs und der Unterdrückung der werktätigen Massen genutzt.

Der Artikel über die Bibel ist keineswegs lang, aber immerhin doppelt so lang wie der über den Koran, nicht zum Vorteil der Bibel, der offene Vorwurf der Albernheit bleibt dem Koran dann doch erspart. Ein typisches Verhalten der Aufklärer, heutzutage noch klarer zu beobachten: nach hinten, in die eigene Vergangenheit, drischt man ganz unbefangen ein, beim Blick über den Zaun des Nachbarn ist man oft doch ein wenig vorsichtiger, oder, wenn der Nachbar die Stirn runzelt, auch schon mal ganz vorsichtig.