Sure 23: Die Gläubigen
Wohl ergeht es den Gläubigen, so beginnt diese Sure und faßt zu Beginn noch einmal das zusammen, was die Gläubigen ausmacht: das Gebet (in dem man sich demütigt), die Armenspende, das Hüten der Zunge und der anvertrauten Dinge, und schließlich eine Keuschheit, die zunächst mönchisch wirkt – sich der Frauen enthalten (Vers 5) – dann aber nach einer Schrecksekunde in Vers 6 doch diejenige Frau, ja diejenigen Frauen benennt, derer man sich glücklicherweise nicht enthalten muß.
In den Versen 12 bis 14 wird die Erschaffung des Menschen aus reinem Ton geschildert und Gottes Schöpfermacht gepriesen, es wird an das Sterben erinnert und, wie so oft im Koran, an die Auferstehung der Toten. Von Vers 17 an wird die gesamte äußere Schöpfung gepriesen, auch hier mit einem vielfältig im Koran vorkommenden Motiv, dem wundersamen und segensreichen Weg, den das Wasser geht.
Allerdings ist das Thema der Gläubigen mit Vers 22 abrupt zu Ende, und es erscheint Noah mit seinem Prophetenamt, das darin besteht, den Ungläubigen zu predigen. Diese Ungläubigen beherrschen thematisch die kompletten restlichen Verse 23 bis 118. Sie, der andere Teil der Menschen im Blickfeld des Propheten, sind offenbar wieder einmal in der Überzahl.
Hier und an vielen anderen Stellen beansprucht der Unglaube der Menschen offenbar das vollständige Interesse des Koran – nicht der Glaube. Wenn man hierfür eine vordergründige Absicht in der Themenwahl vermuten will, dann kann diese Absicht nur in der Tröstung des Propheten über den seine Kräfte verzehrenden Widerspruch bestehen – oder eine Botschaft für die Ungläubigen sein. Ich halte letzteres für weniger wahrscheinlich, weil es einem Ungläubigen nicht hilft, wenn man ihm etwa vom Unglauben der Zeitgenossen Noahs (Vers 24) berichtet.
Die Absicht ist wohl eher ein Wort an den Propheten, zu seiner Stärkung. Es macht den späteren Leser, der also einem Dialog zwischen Gott und dem Propheten zuhören darf, zu einem privilegierten Dritten, zu einer Art Lauscher, der Dinge hören darf, die eigentlich nicht für seine Ohren bestimmt sind.
Über die Ungläubigen wird in dieser Sure dreierlei bekannt, das ich bemerkenswert finde: Sie leugnen einerseits die Auferstehung (Vers 37), sie zerstückeln außerdem die „eine“ Wahrheit und bilden Splittergruppen (Zerrissen ihre Sache untereinander in Sekten; Vers 55) und reden schließlich viel achtloses Zeugs (schwatztet Unsinn in nächtlichem Geplauder; Vers 69).
Das Thema der Sekten kommt auch in früheren Suren vor, als Vorwurf besonders für die Juden, die ansonsten ja eigentlich alles richtig gemacht haben mit ihrem strengen Monotheismus. Offenbar soll man auch das Hochhalten von Lehrmeinungen, das am Ende zu Spaltungen und zu neuen Glaubensgemeinschaften führt, als etwas ansehen, das dem einen Gott neue Götter beigesellt, Gefährten, wie der Koran sagt und dies als eine der Ursünden darstellt..
Dienstag, 16. September 2008
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
2 Kommentare:
Komm, komm, komm noch näher! Wie lange wird diese Überheblichkeit noch andauern?
Wenn du schon ich bist und ich du bin, weshalb dann dieses Ich und Du? Wir sind Gotteslicht, Gottesspiegel! Weshalb zanken wir dann ständig mit uns selber und mit den anderen? Warum läuft ein Licht dem anderen Licht davon?
Es ist, wie wenn alle Menschen im einen Körper, im einen Wesen eines reifen Menschen versammelt wären! Aber warum schielen wir dann noch? Obwohl wir alle Glieder des gleichen Körpers sind, warum behandeln die Reichen die Armen so verächtlich?
Warum verachtet die rechte Hand die linke Hand, die sich doch am gleichen Körper befindet? Da ja beides deine Hände sind, was bedeuten dann Glückseligkeit und Unglückseligkeit im gleichen Körper?
In Wirklichkeit sind wir alle Menschen aus einer einzigen Substanz. Unser Verstand ist eins, unser Kopf ist eins. Diese ungetreue Welt bringt uns dazu, dass wir die Eins als Zwei sehen!
Los, befreie dich von diesem Ego; verständige dich mit jedem und vertrage dich mit jedem! Solange du noch du bist, bist du nur ein Korn, ein Staubkörnchen! Doch wenn du dich mit jedem vereinigst, mit jedem verschmilzt, bist du eine Quelle. ein Ozean!
Alle Menschen haben die gleiche Seele, aber es gibt hunderttausende von Körpern! So wie es auch unzählige Mandelsorten gibt auf dieser Welt - doch in allen ist das gleiche Öl.
Es gibt verschiedene Sprachen, verschiedene Bezeichnungen auf dieser Welt; die Bedeutung von allen ist jedoch die gleiche! Wenn sie zerbrechen, fliesst das Wasser in den verschiedenen Gefässen als ein einziges Wasser.
Wenn du die Bedeutung der Einheit verstehst und sie erlangst - wenn du die Sprache und die bedeutungslosen Gedanken aus deinem Herzen herausreisst und wegwirfst - dann wird deine Seele Nachrichten an diejenigen mit geistig offenen Augen senden und die Wahrheit erzählen!
Hz. Mevlana, Divan-i Kebir 6, 3020
Übersetzung ins Türkische von Şefik Can, Mevlana's Leben, Persönlichkeiten und Ansichten
Zu Gott im Islam und Christentum: Je mehr ich Ihre Gedanken lese und meine Erfahrungen mit anderen zusammen ergeben bei mir den Eindruck, wir meinen den selben Gott, aber wir erleben beide Gott ein wenig anders und wir haben ein wenig anderen Gottverständnis. Gott im Islam ist mehr, als Gott im Christentum. Gott im Christentum ist ein Vater. Gott ist im Islam mehr als ein Vater, erhaben über alles, Gott sagt sei und es ist. Gott ähnelt seinen Geschöpfen in keinster Weise, Gott ist einzigartig, Gott ist kein Vater, keine Mutter. Gott hat Attribute wie Barmherzigkeit wie ein Vater oder Mutter. Besser gesagt Väter/ Mütter haben Eigenschaften die Gott ähneln aber auch nicht mehr. Gott im Islam ist kein Mann und auch keine Frau. Gott ist Gott, eins wie keins. Viele Muslime sagen er hätte 99 Namen, ich denke Gott kann man nicht in Zahlen ausdrücken, wenn überhaut damit wir begreifen, dass Gott sehr mannigfaltige Eigenschaften, scheinbar sogar gegensätzliche Eigenschaften hat. Gott hat keine Grenzen, Gott ist in Person nicht fassbar nur in Attributen macht Gott sich seinen Geschöpfen nahezu verständlich. In einem Vater z.B. sieht man Spiegelbilder Gottes und nicht Gott ist ein Vater. Genau wie wenn wir ein Bild von etwas sehen, es ist nur ein Bild. Alle Mühen umsonst, unsere Mittel reichen einfach nicht aus Gott als Person vorzustellen. Darauf macht der Koran immer wieder aufmerksam. Das macht Gott im Islam nicht Unerreichbar oder Fern. Im Gegensatz Gott ist überall, also auch natürlich unter uns, in uns. Es gibt keinen Gottfreien Raum. Gott spricht: Ich bin Euch näher als Eure Hauptschlagader. Doch wir sind ihm fern. Said Nursi hat eine wundervolle Erklärung dafür: Die Sonne mit ihren Strahlen ist uns immer nahe und erreicht alles auf Erden, doch wir sind ihm fern aufgrund unserer Möglichkeiten. Wunderbar!
Der Koran ist kein goldenes Buch, er ist eine für Menschen verständlich gemachte Form des Gottes Wort. Der Koran den wir in den Händen halten, ist irdisch gewordene, gedruckte Form dessen, was er tatsächlich ist. Doch trotz alledem ist auch die gedruckte Form eine Form die es zu ehren und lesen gilt. Wir können uns noch keinen Begriff davon machen wie wertvoll er ist. Er ist viel edler als alles Edle in unserer beschränkten physikalischen Welt. Ich glaube wir können im Diesseits insgesamt das Jenseits allenfalls nur wage vorstellen, aber nicht begreifen. Diesseits ist fassbar mit wissenschaftlichen Methoden messbarer Ort, Jenseits nicht. Im Jenseits herrscht eine andere für uns nicht fassbare Wissenschaft. Wie die Liebe,oder das Leben die die Wissenschaft nicht erlären kann. Deshalb darf man die Methoden der Naturwissenschaft nicht überschätzen und benutzen, das Jenseits zu messen. Sehe ich das richtig, dass Christen mehr fassbare Beweise brauchen für ihren Glauben, als Muslime? Oder anders gesagt, sehe ich das richtig, dass Christen mehr Wert dem Diesseits beimessen als die Muslime?
Mit lieben Grüßen,
Nureddin Öztas
Kommentar veröffentlichen