Sure 21: Die Propheten
Mit dieser Sure bin ich in etwa bei der Mitte des Korans angelangt. Jedenfalls habe ich von der Seitenzahl meiner Koranausgabe die Hälfte des Buches erreicht. Eigenartigerweise findet sich gerade hier das nach meinem Kommentar einzige wörtliche Zitat aus der Bibel. Es ist ein Vers aus Psalm 37: Die Gerechten werden das Land besitzen (Vers 29). Im Koran heißt es: Erben sollen die Erde meine gerechten Diener (Vers 105). Nimmt man die dritte Seligpreisung aus Matthäus 5,5 hinzu, Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben, so ergibt sich ein eigenartiger Dreiklang von ähnlichen, im Ergebnis aber doch auch unterschiedlichen Aussagen.
Sicherlich wäre dieser Vers ein geeigneter Ansatzpunkt für ein Gespräch mit Vertretern aller drei Religionen.
Die Vorstellung des Korans über das, was ein gerechter Diener ist, wird auch in dieser Sure in Einzelheiten entwickelt. Sie erhält eine lange Aufzählung, ähnlich wie in Sure 4, in der die verschiedenen Propheten des Alten Testamentes und Jesus aufgeführt werden. Es beginnt wie häufig im Koran mit Mose, von dem hier gesagt wird, ihm und Aaron sei El-Furkan, die Unterscheidung, gegeben worden. Aber auch Abraham, vor ihm, wurde eine Rechtleitung offenbart, wie es in meiner alten Übersetzung von Henning schön heißt.
Woran hat man gesehen, daß Abraham ein Gerechter, ein Rechtgeleiteter gewesen ist? In Vers 73 wird über ihn und über Isaak und Jakob gesagt, daß sie in das Tun von Gutem und die Verrichtung des Gebets und das Entrichten von Almosen eingeweiht waren. Der Koran macht damit in gewisser Weise die bekannten moslemischen Vorschriften zu ewigen Ordnungen, die den Menschen schon sehr früh geoffenbart worden sind.
Eine wichtige Rolle hat in dieser Sure Abraham insofern inne, als von ihm eine Geschichte erzählt wird, die nicht in der Bibel enthalten ist, aber in ihrer witzigen Pointe auch den Juden und Christen gefallen kann.
Es wird erzählt, daß Abraham als junger Mann gegen die Verehrung von Götzen in seinem Heimatland opponiert. Er läßt es nicht gelten, daß bereits die Vorfahren diese Götzen verehrt haben und zerschlägt heimlich ihre Statuen. Listigerweise läßt er dabei die Statue des größten Götzen unversehrt und behauptet den erschrockenen Mitbürgern seiner Vaterstadt gegenüber, nicht er habe die Statuen zerschlagen sondern der große Götze habe es getan. Als man das in Zweifel zieht, fordert er sie auf, den Götzen doch einfach zu fragen. Aber der kann ja nicht reden! sagen die Leute und Abraham entgegnet: genau das habe ich euch ja immer sagen wollen.
Übrigens benutzt der Koran eine Erzähltechnik, welche die Aufmerksamkeit der Zuhörer offenbar genau im Auge behält. Er beginnt nach meiner Beobachtung oft mit Stellen, in denen lange und ausführlich erzählt wird, und endet mit Stellen, wo bekanntes Wissen nur gestreift wird. So wird am Ende der langen Ahnenreihe der Propheten auch Maria und Jesus erwähnt. Er sei ein Zeichen geworden für alle Welt wird in Vers 91 ehrfürchtig gesagt, aber sein Name wird nicht genannt. Er wird offenbar als bekannt vorausgesetzt.
Donnerstag, 11. September 2008
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