Dienstag, 23. September 2008

Volksweisheiten

Sure 30: Die Römer
Sure 31: Luqman
Sure 32: Die Anbetung

Unter den vielen Zeugen, die schon vor der Zeit Mohammeds den richtigen Glauben erkannt und angenommen hatten, ist Luqman, der weise Spruchdichter, vielleicht der redegewandteste von allen. Später, im Mittelalter, wuchs sein Ruhm noch weiter, und es wurden ihm Fabeln zugeschrieben, die auf den Griechen Äsop (um 600 v. Chr.) zurückgehen, weshalb ihn mein Koran in der Fußnote mit Äsop gleichsetzt. Das dürfte ein wenig weit hergeholt sein, aber er war auf jeden Fall bereits eine bekannte historische Person, als der Koran entstand.

Es könnte also eine Lebensweisheit aus vorkoranischer Zeit sein, die Luqman in einem Gespräch mit seinem kleinen Sohn weitergibt, von dem Sure 31 erzählt. Es ist eine Weisheit, die im Islam (sagt Wikipedia) als allgemeine Ermahnung und als guter Rat für junge Leute weit verbreitet ist. Sicherlich dürfen Luqmans Worte auch in anderen Kulturen und anderen Religionen beherzigt werden: Halte das rechte Maß in deinem Gang und sänftige deine Stimme. Siehe, die unangenehmste Stimme ist die der Esel. (Sure 31, 18)

Angesichts vieler lärmender Hoffärtigkeit in der heutigen Welt möchte man diesen Ayat nachts heimlich mit der Sprayflasche auf viele Häuserwände schreiben.

Auch Goethe, der sich im Alter dem Islam angenähert hat, kannte Luqman (als Lokman) und hat im West-östlichen Divan über ihn gedichet. Ich schweife etwas ab, wenn ich die Begeisterung manche Moslems dämpfe, die Goethe zu einem Glaubensgenossen machen wollen. So wie man den alten Meisterdichter kennt, hat er außer an sich selbst kaum von ganzem Herzen an ein anderes höheres Wesen geglaubt. Außerdem ist der "Divan" ein vertracktes Spiel, mit dem der damals 70jährige sich die Zuneigung der Marianne von Willemer erobern wollte, das macht ihn als Glaubensbekenntnis zusätzlich fragwürdig.

Zwei Zitate aus dem Divan, das erste zu Luqman / Lokman:

Was brachte Lokman nicht hervor,
den man den Garst'gen hieß!
Die Süßigkeit liegt nicht im Rohr,
der Zucker, der ist süß.

Und ein berühmtes Wort, das auch im "Divan" steht, der eine Sammlung ist:

Getretner Quark
wird breit, nicht stark.

Ich lese letzteres als eine an mich ergehende Mahnung, mich nächstens kürzer zu fassen.

1 Kommentar:

Nureddin Öztas hat gesagt…

Lieber Herr Runkel,
auch eines der Eigenschaften des Koran ist, die Vorankündigung von Geschehnissen in der Zukunft. Prophezeiungen über Geschehnisse, die in der Zukunft liegen, gelten als Beweis für die Echtheit des Koran als Gottes Wort.
So auch in der Sure Rum (Römer). Diese Sure wurde 6-7 Jahre vor der Ausreise (Hicret, Aussprache Hidzrett) herabgesandt und gibt Informationen über Dinge die noch in der Zukunft liegen. Die Römer (Christen) haben über viele Jahre mit den Persern gekämpft und schliesslich verloren,bevor es dazu kam verkündete diese Sure schon das Ergebnis. Aber auch daß die Gläubigen Römer am Ende doch noch siegen würden. So war es dann auch. Das war zunächst einmal ein Schock damals bei den Muslimen, weil sie sich die Christen nahe gesehen hatten als die Perser die nicht an den selben Gott glaubten. Die Ungläubigen von Mekka freuten sich. Das war also so gesehen auch eine kleine Niederlage für die Muslime. Nach dieser kleinen Einführung geht der Koran wieder auf den Kern der Verkündigung über: Der Glaube an die Existenz und die Einheit Gottes aufgrund vieler Zeichen die Gott erschuf und die Vorsorge auf den Tag des Jüngsten Gerichts.

In der Sure Lokman gibt es vier sehr wichtige Gebote Gottes nacheinander: Die Verrichtung der Gebete, sich und seine Nächsten zur Güte aufzufordern, sich und seine Nächsten vom Schlechten abzuhalten und Geduldig zu sein. „Der Namaz“ 5-malige Pflichtgebet ist das wichtigste der Gebete. Die Aufforderungen zu den Nächsten, stellt eine der wichtigsten Komponenten der islamischen Aufgaben. Das ist natürlich verbunden mit viel Energie und braucht Geduld. Alle die ihre Interessen dadurch gefährdet sehen, werden versuchen einem das Leben schwer zu machen. In diesen Situationen ist es wichtig für den Gläubigen seine Linie beizubehalten und nicht abzukehren. Sieht man in die Geschichte wird man viele Beispiele dafür finden. Die Propheten und die Jünger und alle die sie schätzen und ihnen folgen. Folglich braucht man dazu viel Geduld der hier wieder angepriesen wird. Außerdem sieht man hier, daß diese Gebote allen Gläubigen davor auch verkündet worden sind. Lokman (FSI) ist jemand der die Wahl hatte von Gott entweder die Weisheit (Hikmet) oder den Ruhm als König zu erhalten. Er wählte die Weisheit, man streitet ob er ein Prophet war oder ein weiser Mann. Die Information wird uns nicht mitgeteilt, weil es nicht wichtig ist für uns. Viel wichtiger ist die Aussage die alle Gläubigen jeder Zeit davon gewinnen sollen. Daran sieht man wieder die Überdimensionalität des Koran über Zeit, Raum, Person etc. Lokman lebte zu Zeiten des Propheten David (FSI) und stand ihm mit seinen weisen Gedanken bei Seite. Er war ein aus der Sklaverei entlassener schwarzer Mann. Er konnte durch seine Weisheit hinter die Dinge schauen, die passieren. Das ist hier eine der wichtigsten Aussagen, vielleicht sogar die Wichtigste. Wir haben des Öfteren das Thema angesprochen, z.B. die Naturkatastrophen, Schicksalsschläge etc.

Die Sure Secde wiederholt die Aussagen zum Glauben, der Tag des jüngsten Gerichts und erklärt die Entstehung der Welten und des Menschen.Hier kann ein Physiker etwas anderes entnehmen und ein Bauer etwas anderes. Jeder soll angesprochen werden. Die Angaben sind bewusst mit einem Schleier bedeckt, weil die Aussage die daraus gewonnen werden soll wieder vor der Handlung steht. Diese Ausdrucksweise des Koran ist typisch, es ist kein Geschichtsbuch oder kein Physikbuch oder sonst ein Lehrbuch. Es unterscheidet sich von allen Bekannten Büchern und doch findet man von allen diesen Büchern etwas drin in einem Maße, der wohl von Gott in dieser Dosis gewählt wurde. Man möchte im ersten Moment vielleicht ein wenig mehr über die Anekdote, die Person, die Zeit erfahren, neugierig wie wir sind, aber Gott verhält sich wie ein Vater oder Chef und erfüllt nicht alle Wünsche seiner Untertanen.Das ist bestimmt so besser für uns, wissen wir nicht, soll uns auch nicht interessieren. Wir müssen das so hinnehmen und dürfen keine Kritik üben, denn alles und auch wir gehören ihm. Wenn ein Schneider ein Modell nimmt ihn kleidet um aus einem Stoff in seiner Größe ein Anzug zu schneidern, darf das Modell sich nicht beklagen wieso er mal den Arm heben muss, wieso er mal so, mal so sich anders drehen muss. Der Anzug gehört ihm nicht, er trägt den Anzug für einen Moment. Das kann man von dieser Erzähltechnik verstehen. Andersrum wäre es nicht angemessen und hochmütig. Hochmut ist ein weiterer Punkt der immer wieder behandelt wird, so im Beispiel des Satan der sich nicht vor dem Adam niederwirft auf Gottes Befehl. Der Satan ist im Islam kein Gegenspieler für Gott für das Böse wie in anderen Religionen. Gott regiert allein über alles Gute und Böse und auch über den Satan. Gott lässt ihn nur für eine wichtige Aufgabe für eine kurze Zeit so wirken. Diese wichtige Aufgabe ist die Provokation des Menschen zum Sündigen. Der Satan will damit beweisen, dass der neue Liebling Gottes, der Mensch, nichts taugt und er will es beweisen. Er sieht sich voll im Recht (Hochmut) und denkt nicht mal, daß er seine Elend heraufbeschwört. Das ist auch ein Zeichen von denen Gott im Koran spricht .
Deshalb dürfen Gläubige sich nicht verhalten wie Satan. Wir müssen den Hochmut in uns bekämpfen und den Tiefen Sinn in Dingen sehen. Auch wenn wir etwas nicht verstehen oder etwas uns nicht gefällt, heißt das schon lange nicht dass wir im Recht sind. Der Islam ist Gottergebenheit. Goethe hat daserkannt. Der Islam wird nicht mehr oder weniger, weil Goethe Muslim ist. Viel wichtiger ist die Aussage, dass er im Islam etwas gefunden hat, was er sonst vermisst hat und sich mit ihm verbunden sah. Das wäre ein möglicher Kompromiss ohne Selbstverrat.

Mit freundlichen Grüßen,

Nureddin Öztas