Sonntag, 12. Oktober 2008

Zeichen am Himmel

Sure 85: Die Türme
Sure 86: Der Nachtstern
Sure 87: Der Höchste
Sure 88: Die Bedeckende
Sure 89: Die Morgenröte

Wenn es stimmt, daß die großen Religionen aus der Wüste kommen, dann geben uns drei der oben genannten fünf Suren (Die Türme, Der Nachtstern und Die Morgenröte) mit ihrem an den nächtlichen Wüstenhimmel gerichteten Blick sicherlich einen sinnlichen Eindruck aus der Zeit der Entstehung des Korans. Reisende berichten uns ja immer wieder von den zum Greifen nahen Sternen am klaren Himmel der Wüste. Dies ist die Welt, aus der die ersten Suren kommen.

Die Türme sind nach einer anderen Übersetzung die Konstellationen der zwölf Sternbilder des Tierkreises, zwölf Burgen, zwölf Forts. Der Nachtstern (Sure 86) ist ein Bild für alle Sterne, die mit ihrem Licht den Weg zur Erde durchbohren und daran erinnern, daß wir im Universum nicht allein sind. Jede Seele hat über sich einen Hüter (Sure 86, Vers 3), das will das Zeichen des Nachtsterns bedeuten.

Die Tierkreiszeichen, der Stern und auch die Morgenröte (Sure 89) sind hier alle jeweils Teil einer Schwurformel, auf die dann immer eine Wahrheit folgt, die offenbar von den Gegnern Mohammeds zuvor bestritten wurde. In der Sure Morgenröte folgt auf den Schwur die Frage: Ist hierin ein Schwur für die Einsichtsvollen? (Vers 4)

Die Zeichen am Himmel werden als sichtbare Beweise, als ewige Wahrheitsschwüre für die Existenz Gottes angesehen. Deshalb führt die Betrachtung des Himmels zur Ehrfurcht. Das hat eine lange Tradition, die so lange wirkt, wie es Menschen gibt, die den Nachthimmel betrachten.

Selbst der rationale Philosoph Kant hat innerlich bewegt zum Himmel geschaut und die berühmten Worte geprägt: Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender Bewunderung und Ehrfurcht, je älter und anhaltender sich das Nachdenken damit beschäftigt: der gestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir.

Nirgendwo ist der Himmel klarer und näher als über einer Einöde von Sand oder Wasser. Deshalb ist es gut vorstellbar, daß Mohammeds lange nächtliche Gebete in der Einsamkeit, in der Zeit vor seiner Berufung, immer wieder um die Bilder gekreist sind, die ihm der zum Greifen nahe Himmel über der Wüste geliefert hat.

Es sind die Bilder, die auch Mose in seiner Zeit als Schafhirte in Midian gesehen hat, ebenso wie Jesus bei seinem 40tägigen Fasten in der Wüste, Sternzeichen, Türme am Himmel, funkelnde Planeten, der rote Horizont des heraufziehenden Morgens. Ob die Bilder, die heute noch in vollkommen gleicher Weise am Himmel zu sehen sind, neue Generationen ebenso inspirieren können wie damals?

1 Kommentar:

Nureddin Öztas hat gesagt…

Lieber Herr Runkel,
der unendlich große Himmel mit seinen audrucksstarken, riesigen Sternen und im Vergleich unsere Winzigkeit ist voller Zeichen (Beweise) für die Existenz und Einheit Gottes. Wenn nicht einmal eine so winzige Stecknadel zufällig entstanden ist, wie kann diese gewaltig große, durchdachte, schöne Universum zufällig entstanden sein? Diese vielen Galaxien, Sterne, Planeten, Monde, Materie-Antimaterie funktionieren, wie die Arbeiter einer Fabrik, ihrer Aufgabe in einem genialen System. Wie jedes geniale auf den Genie zeigt, Da jede Fabrik einen Leiter hat, jede Mannschaft einen Kapitän und jede Stadt einen Bürgermeister, gibt es auch für diese große Fabrik/ Mannschaft/ Stadt einen Chef. Deshalb verwundert es um so mehr, daß kluge Menschen hinaufschauen und sagen können, das alles ist zufällig entstanden und funktioniert zufällig.
In einer Wüste, in dem es nicht nur einen klaren Himmel gibt, sondern alle Ablenkungen des Überflusses fehlen, sind die Blicke und die Sinne noch schärfer um den Schöpfer zu finden. Wenn Moslems fasten, versetzen sie sich künstlich in einen Zustand wie des Aufenthalts in der Wüste. Sie essen und trinken weniger und haben viel Zeit sich Gedanken über sich und den Schöpfer zu machen und zu beten. Wie in der Wüste wissen sie wie es ist, selber ganz klein und hilflos zu sein, tausende von Bedürfnissen zu haben, im Verhältnis zum Nährenden, Allwissenden, Großen und Gütigen Gott, der sie in diese Zustand hineingeführt hat, nicht sie zu bestrafen, sondern um die Augen der Seele zu öffnen, um seine Kunst zu zeigen und damit um sich zu zeigen.

Mit freundlichen Grüßen,

Nureddin Öztas