Samstag, 11. Oktober 2008

An jenem Tag

Sure 80: Er runzelte die Stirn
Sure 81: Das Zusammenfalten
Sure 82: Das Zerspalten
Sure 83: Die das Maß verkürzenden
Sure 84: Das Zerreißen

An jenem Tag werden strahlende Gesichter sein,
lachende und fröhliche.

(Sure 80, Verse 38 und 39)

So fröhlich wie hier findet man den Koran nicht oft, auch wenn man die Wonnen des Paradieses durcheilt von Bächen natürlich als mit ewiger Fröhlichkeit erfüllt immer vor Augen haben kann. Aber die andere Seite will ja ebenfalls gesehen sein, und sie soll als ernste Warnung wieder und wieder gepredigt werden:

Und an jenem Tag werden staubbedeckte Gesichter sein,
bedeckt von Schwärze.

(Sure 80, die unmittelbar folgenden Verse 40 und 41)

Das ist die ernste Kehrseite der Fröhlichkeit des Paradieses. Über den Tag, an dem sich die Wege der Menschen in eine der beiden Richtungen trennen sagt Sure 81:

Dann wird jede Seele wissen, was sie getan hat.
(Sure 81, Vers 14 )

Leider hat mein Searchtruth gerade zu diesem Vers keinen Kommentar, einem Vers, der fast wie eine Sterbeglocke ehern und düster über diesem letzten Tag erklingt (in Sure 82, Vers 5 wird er fast wörtlich wiederholt). Man würde gerne mehr erfahren, denn der an feste Gebote und Regeln gewohnte Christ fragt beim Lesen des Korans in zunehmendem Maße, was denn am Ende das Gute und Schlechte sein wird, das an jenem Tag gewogen wird und vor allem: wie es gewogen und bewertet wird.

Der Koran hat nach meinem Eindruck ein großes erzieherisches Ziel und entläßt den Gläubigen deshalb nicht aus der Unsicherheit, daß selbst ein ausreichendes Maß an guten Taten und selbst die Erwartung eines barmherzigen Gottes (wie er beginnend mit den ersten Worten von Sure 1 angerufen wird) ihn sicher sein lassen kann, eines Tages den Weg ins Paradies antreten zu dürfen. Er soll bis zum letzten Atemzug darum bemüht sein, sich dieses Paradieses würdig zu erweisen und genügend Abstand zu denen zu halten, denen Dschehenna beschieden sein wird.

Gerne würde man auch im Koran eindeutig die Erlösung garantierende Worte lesen wie alle, die an ihn glauben, gehen nicht verloren, sondern haben ewiges Leben (Johannes-Evangelium Kapitel 3, Vers 16). Aber diesen einfachen Weg lehnt der Koran ab. Es ist nicht auszuschließen, daß er dabei das Bild der Christen vor sich hat, die 600 Jahre nach dem Hören dieser Worte in gleichgültiger Erwartung eines garantierten Paradieses leben und aufgehört haben, ihrer Umgebung ein Licht zu sein.

Das ist natürlich Spekulation, aber über das Wissen, was jede Seele getan hat und was daraus folgt, könnten Moslems und Christen fruchtbar miteinander ins Gespräch kommen und sich gegenseitig fragen und sagen, was denn in Zukunft auf dieser Welt zu tun sei.

Am Ende von Sure 82 heißt es:

Was lehrt dich wissen, was der Tag des Gerichts ist?
(Vers 17)

Diese Frage hat eine gewissermaßen rhetorische Form, die am Ende des Korans häufiger vorkommt, bezogen auf verschiedene Inhalte. Sie ist rhetorisch, weil sie in der Regel nicht in ihrem direkten Sinn beantwortet wird. Am Ende von Sure 82 steht sie gleich zweimal .

Ja, möchte man sagen, wie kommen wir hier zu einem sicheren Wissen?

1 Kommentar:

Nureddin Öztas hat gesagt…

Lieber Herr Runkel,
über den ganzen Koran sind diese Gebote verstreut enthalten. 1. Das wichtigste ist der Glaube 2. Dann als Beweis die Gebete und 3. Die Vermeidung von Sünden.
Zu 1)Was ist Glaube?
6 wesentliche Punkte: Der Glaube an den einen Gott, an die Engel, an die Propheten, an die Heiligen Bücher, an die Wiedergeburt und jüngste Tag, an dass sowohl schlechte wie gute Dinge von Gott kommen.
Wie kann man den Glauben stärken? a) Geduld mit Gottes Entscheidungen b)Einverständnis mit dem Schicksal c) Gottvertrauen d) Gottergebenheit
Zu 2)Es sind 5 wesentliche Punkte:
Glaubensbekenntnis ( Ich bezeuge dass es keinen Gott gibt außer Allah und ich bezeuge dass Mohammed sein Diener und Gesandter ist.)Gott reicht als Zeuge, man braucht weder Imam noch Pfarrer dazu, 5-maliges Pflichtgebet, Fasten im Monat Ramadan, Almosensteuer, Pilgerfahrt nach
Kaaba. Alle diese Punkte müssten und könnten näher erläutert werden. Das wäre aber besser dem islamischen Katechismus zu entnehmen.
Zu 3)Auch hierzu muss man einen Katechismus verwenden. Es gibt große Sünden und kleine Sünden. Einige große Sünden wären ( die Reihenfolge hat nicht viel zu sagen):
Götter neben Gott anzunehmen, Wahrsagern und ähnlichen glauben, Schwören auf andere Götter, Austritt aus dem Glauben, Koran zu vergessen oder Koran zu ignorieren, zu sehr Diesseitigkeit und deshalb die Pflichten vergessen, Propheten verleumden, Propheten und seine Nächsten beleidigen, Heiligtümer lächerlich machen, Sich länger als ein Gebet lang nicht zu waschen nach dem Geschlechtsverkehr, Zu beten bevor die Zeit kommt, Nicht zu beten und unnötig zu verschieben, Ohne Grund nicht zu fasten und vor den Fastenden zu essen, Kein Almosensteuer zu geben, Das Erlaubte zu verbieten, das Verbotene erlauben, Männer und Frauen die Reize zeigend kleiden, die Genitalien unbedeckt zu lassen und Fremden zu zeigen, Männer und Frauen von anderen Geschlecht Kleider anziehen, Zu essen obwohl man satt ist, Alkohol, Sucht- und Rauschmittel zu konsumieren, Schweinefleisch und andere Produkte, Aas zu essen, Zinsen zu nehmen und zu geben, Stehlen, Rauben, Respektlosigkeit Eltern und Älteren gegenüber, Die Heimat und Verwandte nicht zu besuchen, Neid, Veruntreuung, Verrat an die Menschen und Staat, Menschen und Gläubige zu verspotten, Schimpfwörter, Hinter dem Rücken reden, Worte verbreiten, Beleidigung, Üble Nachrede, ehrbare Frauen schlechtes nachsagen, Ungebildet bleiben, Falsches Wiegen, Betrügen am Geschäft, Keine Angst vor Gott zu haben/ zu sicher sein über Gottes Gnade, Hoffnungslos zu sein vor Gottes Gnade, Ehebruch und außerehelicher Geschlechtsverkehr, Gleichgeschlechtlicher Geschlechtsverkehr, Hochmütig sein,Waisen und Witwengüter einverleiben, Lügen, Als Falschzeuge auftreten, Tiere quälen, Geiz, Töten, Selbstmord, Bestechung, Nicht zu warnen wenn möglich usw.

Wie man sieht fehlt dem Islam nichts an konkreten Hinweisen, im Gegensatz ist jede Situation eines Moslems klar deffiniert und alle Fragen die aufkommen könnten sind beantwortet. Man muss nur suchen.
Der Koran ist die erste Quelle des Islam, aber nicht die Einzige.

Mit freundlichen Grüßen,

Nureddin Öztas